Freitag, 2. Mai 2008

the hidden cameras, 1. mai edition

ich kannte the hidden cameras kaum. ich hatte rezensionen gelesen in denen sie irgendwie als 'queerer kirchen gospel folk' bezeichnet wurden. ich kannte ein oder zwei songs, meist aus schwulen filmen. ich hab ermässigte karten bekommen, und bin halt mal einfach so mitgegangen, und somit walpurgis und den 1.mai hinter mir lassend, der von testosteron und verlorenen politischen kämpfen gezeichnet ist, und meine resignationen auf politischen als auch 'inneren' ebenen füttert.
ich fand mich also bei the hidden cameras wieder, obwohl ich 'the-bands' grundlegend eher verschmähe
...und tauchte ein...
in eine ritual mit ganz eigner qualität:
die bühne füllte sich mit einem haufen menschen, die sich um den sänger gruppierten, der das konzert mit seiner typischen stimme eröffnete. ich kannte die hidden cameras kaum, aber leicht wiederzuerkennen sind sie schon.
so viele leute auf der bühne, das hatte ich nicht gewust: ein streichquartet,
bass, schlagzeug gesang/gitarre, noch eine gitarre,
dann standen da mindestens 3 keyborads, oder noch mehr, und drei menschen die diese orgeln und das glockenspiel und irgendwie noch mehr tasten bedienten,
eine trompete gab es...
und dann tauchte noch der kirchenchor auf mit 13 sängerinnen.
das ganze hatte den charme einer.... naja, mitmach-'jugendkultur'-kirche, eine schulaufführeung evtl., aber die kirchenassoziation war durch die rezensionen und die musik viel stärker.
nur was für eine kirche war das? welcher messe würde ich jetzt beiwohnen? der chor war ein toten-zombie-chor mit schwarzen kaputzen und geschminkten totengesichtern, griechische tragödie? die musikerinnen vollzogen seltsame rituale, duckten hinter ihren keyboards ab, um dann in einfachen choreographien wieder aufzutauchen, plätze und instrumente wurden getauscht, chorsängerinnen wurden zu gitarristen, und in dem ganzen sang der sänger sein latein, erzählte, lockte, rief seine liturgischen kommandos...
(ich muss dazu sagen, dass in der art wie er singt, kaum ein wort vertändlich ist, sehr langgezogene vokale, das klingt fein, aber ohne die texte zu kennen, konnte ich nur hereinahnen, wie sich diese kirchen-gospel-performance an den queeren inhalten bricht, obwohl sich das durchaus auch andeutete, hatte ich das karl marx kleid erwähnt)
... der erste hälfte konnten man als durchaus energetischen ritual beiwohnen, das sich aber (noch) nicht erschlossen hat: noch war es etwas abgehoben, zwischen sakral und zahm, vielleicht sprang der funken nicht über oder wurde zurückgehalten.
als dann aber der chor die musikerinnen - die leitfiguren - übermannte, und von der bühne trug und sich die instrumente vollends aneignete und das spiel improvisierend demokratisierte, nur entsprechend rauher, dissonanter, lauter... kam ein neues kapitel in der liturgie:
tod und wiedergeburt?
denn als sich das chaos auf der bühne legte, hörte man das glockenspiel, wie es durch die zuschauerinnen eine zeremonielle parade anführte, und die, nun bandagierten und ledierten, musikerinnen, geläutert oder als mit-zombies, auf die bühne zurückführte.
entsprechend wurde im zweiten teil das publikum einbezogen und gefordert, gogotänzer_innen animierten in hasskappen und knapp bekleidet zum tanzen, der chor wurde auf den händen durch den raum 'schweben lassen', nach dem motto der keyborderin "wir sind tot, ihr seid hot' sollte... nein, wurde getanzt, einzelne liedern wie 'ban marriage' wurden einleitend kommentiert (mit gay-ehen als hintergrund: 'wer würde schon seine regierung heiraten? 'ban all marriages' .. wie passend), auch ein 'macht kapputt, was euch kaputt macht' tauchte in der zugabe auf, natürlich nicht ohne von den hasskappen-gogos ironisch gebrochen zu sein.
all das verwob sich zu einem sehr schönen konzert, dass aber die messe nicht so ganz hinter sich liess. es changierte zwischen 'echtem ritus' und augenzwinkernden anspielungen, ebenso wie es zwischen politisiertem raum (mit den 1.mai bezügen) und der unterhaltungsveranstaltung changierte, ohne irgendwie platt in das eine oder andere abzugleiten...
für mich, an dem tag, genau das 'heilende queerblock ritual, das ich brauchte, das die touristischestrassenkampfherrentagsidylle die wir dann durchqueren mussten einfach an mir abperlen liess.

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