feminismus für anfängerinnen teil 1 (klappe die 95zigste)

solange in der gesellschaft eine ungleichheit von menschen durch geschlecht hergestellt wird und herrscht, eine auf- und abwertung durch vergeschlechtlichung stattfindet, hat es nicht die gleiche bedeutung und den gleichen effekt (für eine emanzipation) wenn verschiedene geschlechter das gleiche tun.

argumente, wie 'die frauen' machen das doch auch (für die emanzipation), also ist es doch auch 'gut' wenn 'die männer' das gleiche tun, machen daher wenig sinn, denn sie suggerieren fälschlicherweise nicht nur dass es eine 'gleiche' ausgangslage gibt, sondern lassen unberücksichtigt, dass sich aus der unterschiedlichen lage im geschlechtersystem unterschiedliche 'emazipationsaufgaben' ergeben.

nehmen wir z.b heldengeschichten, da wäre die ausgangslage, dass männer eher als protagonisten auftauchen (im alleingang, bzw vermeintlichen alleingang, weil z.b. 'hilfe' nicht oder sehr bedingt als eigenständiges wirken andere figuren auftaucht, sondern eher auch 'beim helden landet' weil es z.b. selbstverständlich ist 'ihm zu zuarbeiten'), während frauen garnicht oder aber nur als randfiguren auftauchen, die dann auch noch ein bestimmtes weiblich eingeschränktes rollenrepertoire haben, (die aus liebe unterstützende, die eifersüchtige, indirekte, bösartige, intrigante hinterspielerin, das objekt und 'der passive spielball' der geschichte', während männliche randfiguren durchaus 'entscheidend' z.b. als mentor oder partner/verbündeter auftauchen 'dürfen').

während es bei so einer ausgangslage emanzipatorisch gesehen sinn macht z.b nach heldinnen zu suchen und frauenfiguren in den mittelpunkt zu rücken (und männern andere rollen zu geben oder sie mal raus zu lassen), währe die emanzipatorische aufgabe auf seite der männlichen figuren eben nicht 'die gleiche' (auch nicht einfach eine vermeintlich umgekehrte), sondern evtl. eher die kooperation und das teamwork des helden auch mit frauen herauszuarbeiten, als auch im besonderen die 'randfiguren' aus ihren angestammten rollen zu entlassen: es darf ja auch mal eine mentorin sein, oder für die liebe/freundschaft eines mannes gekämpft werden, bzw müssen auch männer 'mal' gerettet werden.

man sollte nicht aus dem blick verlieren, dass die held_innen-geschichte für sich schon ein 'männlicher' topos ist.
die zentrale figur wächst mit mehr oder meist weniger hilfe, aber in der entscheidenden situation allein über sich hinaus, kämpft sich durch und rettet die welt, um dabei auf jeden fall zu siegen.

ein immer siegreicher einzelkämpfer (welchen geschlechts auch immer, wenn auch meist männlich),
weswegen eine emanzipatorischen 'umschreibung' nach dem motto 'das gleiche bloss umgekehrt' garnicht so einfach funktioniert.
dann wäre nämlich eine männliche figur eben nicht der held sondern eine der randfiguren und das ganze würde ein anderes genre werden müssen, weswegen auch das stärken von teamarbeit und kooperation innerhalb einer held_innengeschichte grenzen hat (mir ging es dabei eher darum, dass die hilfe, zuarbeit und kooperation in ihrer unterschiedlichen wichtigkeit für die geschichte je nach geschlecht nicht so stereotyp daherkommt).

dabei wäre vielleicht auch zu bedenken, dass, so wichtig held_innen geschichten als vorbilder für menschen aller möglichen und unmöglichen geschlechter auch sind, dass sie eben nur bestimmte erfahrungen, lösungstrategien und perspektiven eröffnen. ich weiss nicht ob männer in dieser gesellschaft unbedingt vorrangig geschichtlich- einzelkämpfer-schulung brauchen, ich glaube da gibt es, im gegensatz zu z.b frauen und anderen marginalisierten geschlechtern, eher an anderen stellen 'nachholbedarf' an vorbildgeschichten.

hinzu kommt auch, dass es viel eher eine emanzipationsaufgabe für junx ist, wenn sie, anstatt vorrangig versuchen alte oder neue, bessere, männliche helden zu suchen, (gegen, oder in analogie der feministischen umschreibungen) auch selbstverständlich aus heldinnen- und überhaupt 'frauen'geschichten etwas über sich lernen und darin vorbilder finden, als auch in anderen geschichtsgefilden zu forschen, die nicht von vornherein einem 'männlichem' oder typisch 'männlichem' topos entsprechen.

suchst 'du' dennoch helden? männer, die allen widrigkeiten zum trotz ihren weg gehen? meist im alleingang? und dabei über sich hinaus gehen und die welt verändern? evtl. sogar (im kleinen) retten?
lies schwule coming out geschichten, da findest 'du' evtl. die 'neuen' helden.
distelfliege - 29. Dez, 18:09

auch hier..

..danke für den Text. Ich sehe mich zwar nicht mehr als Anfängerin auf dem feministischen Sektor, aber es tut einfach gut im Kopf, hin und wieder ein paar grundlegende Sachen klar auf den Punkt gebracht irgendwo lesen zu dürfen. Gerade wenn man öfter mal Gegenteiliges, Blödsinn und Mist liest...

eidechse - 30. Dez, 20:32

das mit den 'anfängerinnen' und den dadurch implizierten 'fortgeschrittenen' finde ich garnicht mehr so gelungen, es ging mir da viel eher um sowas 'zurück auf los' und immer wieder anfangen müssen.
freut mich, dass der text dir gefällt und gut tut.
LuciaS - 29. Dez, 19:43

ja, dringlich

daß da andere rollenvorbilder kommen.
lustig, daß du das grade jetzt schreibst, wo mir gestern in einem forum ein 40jähriger mehrmals - im thread und per pn - versucht hat, die welt zu erklären, und mich dabei ständig mit "mädchen" titulierte.

ich hab natürlich geantwortet *gg*

queerbeet - 30. Dez, 02:22

was oder wer auch immer dich dazu motiviert hat, dieses thema gerade jetzt aufzugreifen - toller text.

Wirr-Licht - 30. Dez, 12:05

ein fragezeichen

lies schwule coming out geschichten, da findest 'du' evtl. die 'neuen' helden.

hmmm... versteh´ich nicht, was daran "neu" sein soll - ist doch das selbe heldische "treu zu sich selbst sein" wie bei anderen helden auch. was sonst könnte mann als "hetero" daraus lernen?

ansonsten - klasse text, wird mir einiges klarer bei.

eidechse - 30. Dez, 20:54

genau darum ging es mir doch, dass bei heldengeschichten immer das gleiche heldenmoment auftaucht (sich durchkämpfen, sich treu bleiben, widrigkeiten überwinden usw...), nur dass es bei helden irgendwie universelle geschichten darstellen soll, aus der sich alle was rausziehen können (sollen), während es bei coming-out geschichten als sparten-genre gilt. es ging ja nicht um neue heldengenres, sondern um neue held_innen.
ich versteh halt nicht, warum z.b heterogeschichtens, in denen sie um ihre liebe kämpfen, mir was anderes und universelleres erzählen sollen als wenn queers das tun, und warum letzteres nur für 'betroffene' was sein soll...

wenn ich hingegen eine heldengeschichte habe, von einem der nix hat, der z.b obdachlos ist, und sich trotzdem durchschlägt, oder gar das grosse ding landet,... also so ein klassenstandpunktheldending,...
dann können sich die meisten auch nicht mit der obdachlosigkeit identifizieren, können aber dennoch sowohl aus dem wie das umfeld mit dem protagonisten umspringt was rausziehen als auch aus der protagonistensicht was für sich mitnehmen und sich da mit den typischen (immer gleichen) heldenmomenten identifizieren, und genau dies selbstverständliche sich queere geschichten und heldinnen zum vorbild nehmen sehe ich halt nicht, und deswegen scheint mir da eben eher eine emanzipationsaufgabe für junx, als den held nochmal heldiger und als jetzt bewusst männlichen helden neu zu finden oder so...(als äquivalent zu der feministischen suche nach heldinnen z.b.)
Wirr-Licht - 31. Dez, 11:34

ah :)

dann hab´ ich das missverstanden, ich dachte schon, es gäbe da ein strukturell-neues heldenmoment in den coming-out-geschichten. gut, so verstehe ich das auch.

P.S.: vielleicht gibt es doch etwas strukturell-neues. aber da das nur eine hypothese ist, die auf einem klischee basiert, halt´ ich besser meine sabbel.

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